Krebstherapien – Optionen im Überblick
Welche Therapien kommen bei Krebs infrage?
Auf dem Gebiet der Krebstherapie hat sich in den letzten Jahren viel getan. In kaum einem anderen Bereich der Gesundheitsversorgung wird derzeit so viel geforscht. Das Ziel von Krebstherapien ist es im Allgemeinen, den Krebs zu heilen oder bei einer fortgeschrittenen Erkrankung ohne Aussicht auf Heilung die Lebenszeit der Betroffenen zu verlängern und die Lebensqualität zu erhalten.
Auf dieser Seite finden Sie einen Überblick über die herkömmlichen Behandlungsmöglichkeiten und einige der vielversprechenden moderneren Ansätze. Hier stellen wir Ihnen die wichtigsten Optionen vor, die für die Therapiewahl eine Rolle spielen können.
Die Wahl wird individuell getroffen
Für jede Krebsart gibt es ein eigenes Repertoire an Behandlungsmöglichkeiten. Zudem kann dieselbe Krebserkrankung bei verschiedenen Menschen unterschiedlich verlaufen. Deshalb wird immer ein individueller Behandlungsplan erstellt.
Unterschiede, die sich auf die Therapiewahl auswirken, können zum Beispiel in folgenden Punkten bestehen:
- Um welche Art von Krebserkrankung handelt es sich?
- In welchem Krankheitsstadium ist der Tumor? Falls eine Form von Blutkrebs besteht, liegt diese akut oder chronisch vor?
- Ist die Tumorgeschwulst (solider Tumor) lokal begrenzt oder hat der Tumor gestreut und es gibt Tochtergeschwülste (Metastasen)?
- Wie groß ist der Tumor und kann er aufgrund seiner Lage operiert werden?
- Welche Merkmale haben die Krebszellen, die für eine bestimmte Therapie sprechen?
- Wie sind der allgemeine Gesundheitszustand, das Alter und die persönlichen Prioritäten des Patienten oder der Patientin?
Spezielle Therapien wie die Immuntherapie und die Testung auf Genveränderungen bei Krebs sind aktuelle Beispiele für den Trend, dass Krebstherapien immer stärker individualisiert und auf den einzelnen Patienten und die einzelne Patientin zugeschnitten werden.
Unterschiedliche Therapieziele
Kurativ = eine Heilung wird angestrebt
Palliativ = es soll, bei weiter bestehender Tumorkrankheit, ein möglichst langes Leben bei guter Lebensqualität erreicht werden
Adjuvant = nach einer operativen Entfernung sollen möglicherweise verbliebene Krebszellen abgetötet werden
Krebstherapien: Direkte oder indirekte Wirkung auf den Tumor
Es gibt Krebstherapien, die direkt an den Tumorzellen ansetzen, wie z. B. Operation, Chemotherapie oder Bestrahlung. Daneben gibt es z. B. Therapien, die das eigene Immunsystem anregen, den Tumor zu bekämpfen oder die Tumorumgebung beeinflussen.
Die Strategien können je nach Erkrankung allein oder in Kombination eingesetzt werden. Das Ziel bleibt, den Tumor vollständig oder möglichst vollständig zu entfernen oder das Leben bei bestmöglicher Lebensqualität zu verlängern.
Krebstherapien, die direkt an der Krebszelle ansetzen
Bei einigen Krebserkrankungen ist die Operation der erste und zentrale Behandlungsschritt. Es gilt das oberste Gebot: so viel wie nötig, so schonend wie möglich. Das bedeutet, der Krebs sollte wenn möglich komplett entfernt und das Organ und umliegendes Gewebe so wenig wie möglich in Mitleidenschaft gezogen werden.
Wenn sich nach einer Operation noch Krebszellen im Körper befinden, kann die Erkrankung eventuell wiederkehren. Dann spricht man von einem Rezidiv. Um das Risiko eines Rezidivs zu verringern, kann für einige Krebsarten eine adjuvante Therapie angewendet werden. Nicht zu verwechseln mit der neo-adjuvanten Therapie – diese steht vor einer Operation. Sie soll den Tumor vor der Entfernung verkleinern und Auskunft geben, ob der Tumor auf die gewählte Therapie reagiert.
In manchen Krankheitsfällen sind auch spezielle Operationstechniken anwendbar wie Laserchirurgie, Endoskopie oder die minimal-invasive Technik.
Trotz zunehmenden medizinischen Fortschritts ist jede Operation potenziell mit Komplikationen verbunden. Zu den häufigsten allgemeinen Operationsrisiken gehören die Lungenentzündung, Venenthrombose und Lungenembolie sowie Probleme bei der Narkose und Unverträglichkeitsreaktionen. Allerdings lassen sich durch Abschätzen individueller Risikofaktoren, wie Alter oder Vorerkrankungen, viele Komplikationen frühzeitig erkennen und behandeln.
Diese Behandlung wird bei etwa der Hälfte aller Krebspatient:innen im Laufe der Erkrankung angewendet. Sie kann sehr gezielt an den betroffenen Körperstellen eingesetzt werden. Bei lokal begrenzten Tumoren kann die Bestrahlung zu bedeutenden Erfolgen führen. Die Strahlentherapie kann auch eingesetzt werden, um Schmerzen und andere Beschwerden durch Krebserkrankungen zu lindern.
Die Strahlung zerstört die Erbsubstanz der Krebszellen, sodass diese sich nicht weiter teilen können und absterben. Die Strahlentherapie wird sowohl allein als auch in Kombination mit anderen Therapieformen eingesetzt.
Je nach Krebserkrankung können unterschiedliche Strahlungsarten und -quellen verwendet werden. Die Bestrahlung kann beispielsweise in einem definierten Zeitraum von außen durch die Haut erfolgen. Andere Techniken erlauben es, strahlende Quellen in den Körper an Ort und Stelle zu bringen, wo sie für eine begrenzte Zeit wirken (Brachytherapie).
Abhängig vom Therapieziel werden die Stärke und Häufigkeit der Bestrahlung individuell festgelegt.
Da eine Strahlenbehandlung örtlich begrenzt eingesetzt wird, treten Nebenwirkungen, wie Reizungen der Haut oder der Schleimhäute, in der Regel lokal und vorübergehend auf. Allerdings kann eine Strahlentherapie auch mit einer vorübergehenden starken Erschöpfung bzw. Müdigkeit, einer sogenannten Fatigue, einhergehen.
Bei vielen Krebsarten ist die Chemotherapie eine wichtige Säule der Behandlung. Wie der Name sagt, werden die Tumoren dabei durch chemische Substanzen angegriffen. Diese sogenannten Chemotherapeutika oder Zytostatika werden in Form von Infusionen, Tabletten, Kapseln oder Spritzen verabreicht.
Da die Chemotherapie im gesamten Körper wirkt, zählt sie zu den systemischen Behandlungen im Vergleich zu lokal wirkenden Therapien wie Bestrahlung oder Operation. Die Chemotherapie kann dadurch auch verstreute Tumorzellen erreichen.
Chemotherapeutika wirken auf Zellen, die sich gerade teilen. Da sich Krebszellen häufig besonders schnell teilen, sind sie anfälliger für die Chemotherapie als normale Körperzellen. Doch auch gesunde Zellen, die sich gerade teilen, können in Mitleidenschaft gezogen werden, erholen sich nach der Behandlung aber größtenteils wieder. Besonders häufig sind Haut, Haare, Schleimhäute und die blutbildenden Zellen im Knochenmark betroffen. Allerdings werden zunehmend Möglichkeiten entwickelt, das Risiko für das Auftreten bestimmter Nebenwirkungen zu senken bzw. diese wirksam zu behandeln.
Zielgerichtete Krebstherapien sind ein modernerer Ansatz in der Behandlung von Krebs. Als zielgerichtet werden Arzneimittel bezeichnet, wenn sie sich spezifisch gegen Merkmale von Tumorzellen oder Zellen in deren Umgebung richten, die zum Beispiel an der Oberfläche der Zellen oder in deren Innerem sitzen. Die Medikamente stören dadurch die Übermittlung von Signalen, die beispielsweise für das Wachstum oder die Blutversorgung der Tumorzelle erforderlich sind.
Zielgerichtete Therapien können jedoch nur wirken, wenn die Strukturen, gegen die sie gerichtet sind, auch bei dem Tumor vorliegen. Allerdings können die Angriffsziele, wenn auch in geringerer Menge, auch auf gesunden Zellen vorkommen. Dadurch können Nebenwirkungen z. B. im Bereich der Haut, Haare und Nägel sowie des Herz-Kreislaufsystems, des Verdauungsapparates und der Schilddrüse auftreten.
Eine Antihormontherapie kann dann angewandt werden, wenn der Tumor hormonabhängig ist. Dies bedeutet, dass der Tumor beispielsweise das weibliche Geschlechtshormon Östrogen benötigt, um zu wachsen. Dies ist bei manchen Brustkrebserkrankungen der Fall.
Die Antihormontherapie kann entweder die Bildung des Hormons selbst hemmen oder sie behindert die wachstumsfördernde Wirkung des Hormons auf die Krebszelle.
Anders als lokal wirkende Therapiearten, wirkt die Antihormontherapie im ganzen Körper und kann deshalb auch kleinste Tumorabsiedlungen erreichen. Da die Therapie das Hormon nicht nur an der Krebszelle, sondern auch an gesunden Zellen unterdrückt, kann es jedoch zu Nebenwirkungen kommen. Diese variieren nach Krebs-, Hormon- und Therapieart und reichen von Verlust des sexuellen Interesses über Verlust der Zeugungsfähigkeit bis hin zu Blutarmut sowie Knochen- und Gelenkschmerzen.
Genveränderungen (Mutationen) können bei Krebs eine wichtige Rolle spielen. Zum einen können defekte Gene das Risiko erhöhen, an Krebs zu erkranken. Liegen zum Beispiel Veränderungen des BCRA1/2-Gens vor, ist das Risiko für Brustkrebs erhöht.
Zum anderen kann anhand von Genen möglicherweise eine Schwachstelle eines Tumors identifiziert werden, die therapeutisch genutzt werden kann.
Wenn Genmutationen also gezielt aufgespürt werden, können neue Behandlungsperspektiven für die Betroffenen entstehen und die Therapie kann so individuell wie möglich auf die eigene Krebserkrankung abgestimmt werden.
Allerdings liefert auch eine umfassende genetische Tumor-Charakterisierung nicht die Gewissheit, damit eine passende Therapie zu finden: Eine zielgerichtete Therapie ist nicht für alle Arten und Subtypen von Krebs verfügbar. Zudem weisen Tumoren häufig so viele verschiedene Veränderungen auf, dass zum einen noch gar nicht alle bekannt sind oder genau identifiziert werden konnten.
Die Stammzelltransplantation ist eine Therapieform, die bei Blutkrebs eingesetzt wird. Dabei werden die erkrankten Blutstammzellen im Knochenmark durch gesunde Zellen ersetzt. Die gesunden Zellen stammen dabei von einem Spender oder einer Spenderin oder sogar von dem Patienten oder der Patientin selbst.
In den meisten Fällen werden zunächst die Blutstammzellen mittels starker Chemotherapie oder Bestrahlung zerstört. Während der Zerstörung der erkrankten Zellen können daher Nebenwirkungen auftreten (siehe Abschnitte „Strahlentherapie (Radiotherapie)“ bzw. „Chemotherapie“). Anschließend werden die gesunden Zellen sofort als Transfusion übertragen. Sie siedeln sich im Erfolgsfall im Knochenmark an und beginnen, gesunde neue Blutzellen zu produzieren. Bis das körpereigene Abwehrsystem wieder völlig intakt ist, ist der Patient sehr anfällig für Infektionen. Zusätzlich besteht die Gefahr einer Reaktion des Immunsystems des Empfängers gegen die transplantierten Stammzellen (Abstoßungsreaktion) sowie einer Reaktion bestimmter Immunzellen des Spenders auf das Gewebe des Empfängers.
Trotz der potenziell auftretenden Risiken ist eine Stammzelltransplantation häufig die einzige Therapieform, die zu einer Heilung führen kann.
Krebstherapien, die das körpereigene Immunsystem aktivieren
Kann das eigene Immunsystem, das täglich Viren, Bakterien und andere Eindringlinge bekämpft, nicht auch gegen Krebs vorgehen? Ja, das kann es. Bei einigen Krebserkrankungen ist es gelungen, die Fähigkeiten des Immunsystems therapeutisch zu nutzen und sie gezielt gegen den Tumor zu richten.
Immunonkologische Therapie
Die immunonkologische Behandlung stärkt das körpereigene Immunsystem im Kampf gegen einige Krebsarten. Die Therapien lassen sich in passive und aktive Immuntherapien unterteilen.
- Die passive Immuntherapie umfasst beispielsweise Medikamente, die aus Antikörpern hergestellt werden, welche auf Merkmale von Krebszellen abzielen.
Dazu gehören sogenannte Immun-Checkpoint-Hemmer, die eine bestimmte Gruppe von Immunzellen dazu anregen kann, Krebszellen anzugreifen. - Die aktive Immuntherapie hingegen versucht, z. B. in Form von Impfstoffen gegen Krebs, die körpereigenen Immunzellen auf typische Tumormerkmale aufmerksam zu machen, damit sie den Krebs erkennen und zerstören können. Die meisten dieser Ansätze sind bisher allerdings experimentell und kein Standard in der Krebstherapie.
Eine immunonkologische Therapie kann mitunter jedoch eine zu starke Immunreaktion hervorrufen, welche sich durch Entzündungen in Geweben und Organen wie der Haut, Leber, Schilddrüse oder des Magen-Darm-Traktes äußern kann. Diese Nebenwirkungen sind in vielen Fällen gut behandelbar.
Darüber hinaus forschen Wissenschaftler:innen weiter an innovativen immunonkologischen Therapien wie therapeutischen Impfstoffen und CAR-T-Zell-Therapie.
Mehr über immunonkologische Therapie
Welche Therapieoption kommt für mich in Betracht?
Leider sind nicht alle Behandlungsoptionen für jede:n Patient:in geeignet. Die möglichen Therapieoptionen sollten Ärzt:in und Patient:in stets gemeinsam besprechen und Vor- und Nachteile abwägen. Eine offene Kommunikation mit dem behandelnden Fachpersonal kann Patient:innen helfen, Sorgen zu lindern und Fragen zu klären.
Eine Orientierungshilfe finden Sie im Informationsblatt Behandlungswahl: Was muss ich wissen? des Deutschen Krebsinformationsdienstes.
Nähere Informationen zu den hier beschriebenen Therapiemethoden erhalten Sie bei Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin.
Weiterführende Informationen
Behandlungswahl: Was muss ich wissen?
Eine Orientierungshilfe finden Sie im Informationsblatt Behandlungswahl: Was muss ich wissen? des Deutschen Krebsinformationsdienstes.
Krebs und das Immunsystem
Unser Immunsystem ist nicht machtlos gegen Krebszellen. Ganz im Gegenteil, es erkennt sie und kann sie vernichten. Warum dennoch Krebs entstehen kann, erfahren Sie im Abschnitt „Krebs und das Immunsystem“.
Das Immunsystem
Das Immunsystem ist ein ausgeklügeltes Abwehrsystem, das dafür zuständig ist, den Körper vor Schäden und Eindringlingen zu schützen. Wie es funktioniert, lesen Sie hier.
Immunonkologische Therapie
Das eigene Immunsystem als Schlüssel im Kampf gegen Krebs nutzen? Erfahren Sie hier, wie diese Idee in der Immunonkologie zur Anwendung kommt.
Beratung und Unterstützung bei einer Krebserkrankung
Podcast Café Krebs
Obwohl uns alle das Thema Krebs auf die eine oder andere Art berührt, wird es von einigen noch als Tabu wahrgenommen. Das wollen wir mit Café Krebs ändern. Wir wollen Raum schaffen zum Diskutieren, Lachen, Weinen und Grübeln und die Tür für Gespräche öffnen, um dem Krebs ein wenig seiner Macht zu nehmen.
Hilfe für Betroffene
Hilfe für Betroffene und Angehörige finden Sie bei Beratungsstellen des Krebsinformationsdienstes.
Podcast Immunonkologie
In unserer Podcast-Serie zur immunonkologischen Therapie spricht Moderator Phillip Goller mit dem Onkologe Dr. Friedrich Overkamp. In verständlichen Worten beantwortet er die wichtigsten Fragen zu dieser modernen Therapie, die bei verschiedenen Krebserkrankungen eine Behandlungsoption sein kann.
Helga hilft
Schnelle psychoonkologische Beratung finden Krebspatient:innen und ihre Angehörigen bei der von MSD geförderten Initiative Helga hilft.
Aktuelles rund um das Thema Krebs
Café Krebs Stories
In unserem Blog „Café Krebs Stories“ finden Sie regelmäßig neue Themen rund um Alltagsfragen, Emotionen und Hintergründe zum Leben mit Krebs.
Zum Herunterladen
Krebs: Was nun?
In der Broschüre „Krebs – was nun?“ finden Sie wertvolle Tipps, weiterführende Links und vertrauenswürdige Ansprechpartner, um Sie möglichst gut durch die Therapie zu begleiten. Sie dient als Ideengeber, Orientierungshilfe und liefert Impulse, auf die Sie jederzeit zurückgreifen können.
Wenn Eltern Krebs haben: Wie erkläre ich es meinen Kindern
Diese kindgerechte Broschüre kann Eltern und Angehörige dabei unterstützen, Kindern das Thema Krankheit und Krebs mit einfachen Bildern und Worten zu erklären.
Wir begleiten Sie bei Ihrer Chemotherapie
In dieser Broschüre erfahren Sie, was Sie bei einer typischen Chemotherapie erwartet: angefangen bei dem Moment, in dem Sie von der Diagnose erfahren, über die Vorbereitung auf die Behandlung, bis hin zur Bewältigung möglicher Nebenwirkungen.
Agenturfotos – Alle Fotos mit Model gestellt.
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