Blasenkrebs / Urothelkarzinom
Inhaltsverzeichnis
Die Diagnose Blasenkrebs stellt das Leben vieler Betroffener völlig auf den Kopf. Ein Gefühl von Hilflosigkeit, Angst, Trauer oder sogar Wut ist eine häufige Reaktion darauf. „Wie geht es weiter?“ und „Was kann ich tun?“ sind nur zwei der vielen Fragen, die nach einer Krebsdiagnose im Kopf der Betroffenen herumschwirren.
Im Folgenden haben wir für Patient:innen und ihre Angehörigen die wichtigsten Informationen zu Blasenkrebs zusammengefasst, um einige ihrer Fragen zu beantworten.
1. Was ist Blasenkrebs?
Blasenkrebs bzw. das Harnblasenkarzinom ist ein bösartiger Tumor in der Harnblase und die häufigste Krebserkrankung des Harntraktes. Jährlich erkranken in Deutschland rund 30.000 Menschen neu an Blasenkrebs. Bei den meisten geht der Tumor dabei von der Schleimhaut der Harnblase aus – auch Urothel genannt. Fachleute sprechen in diesen Fällen von einem Urothelkarzinom.
Wer kann von Blasenkrebs betroffen sein?
Laut Prognose des Robert-Koch-Instituts (RKI) erkrankten im Jahr 2022 in Deutschland 14.600 Männer und 5.200 Frauen neu an einem muskelinvasiven Harnblasenkarzinom. Das bedeutet, dass bei ihnen der Krebs in die tieferen Schichten der Harnblasenwand eingewachsen war. Bei rund 12.770 Menschen wurde ein nicht-invasives papilläres Karzinom oder ein in situ-Tumor der Blase diagnostiziert. Das heißt, dass sich bei ihnen der Krebs noch in einem früheren Krankheitsstadium mit oberflächlichem Wachstum des Tumors befand.
Insgesamt tragen Männer ein größeres Risiko, an Blasenkrebs zu erkranken, als Frauen. Männer und Frauen erkrankten 2018 im Median in einem ähnlichen Alter: Männer mit 74 und Frauen mit 75 Jahren (invasive Harnblasenkarzinome oder nicht-invasive papilläre Karzinome sowie in-situ-Tumoren).
2. Welche Arten von Blasenkrebs gibt es?
Doch nicht jedes Urothelkarzinom ist Blasenkrebs, weswegen sich die Begriffe nicht gleichsetzen lassen. Urothel kommt nicht nur in der Harnblase vor. Auch die ableitenden Harnwege (Harnleiter), die Harnröhre und die Nierenbecken sind damit ausgekleidet und können von einem Urothelkarzinom betroffen sein. Bei etwa 90 % aller Betroffenen entsteht der Krebs allerdings direkt in der Harnblase.
Generell unterscheidet man bei Blasenkrebs zwischen dem nicht-muskelinvasiven und dem muskelinvasiven Harnblasenkarzinom.
- Um ein nicht-muskelinvasives Harnblasenkarzinom handelt es sich, wenn die Krebszellen in der Blase nur oberflächlich wachsen.
- Muskelinvasive Harnblasenkarzinome sind Tumoren, bei denen die Krebszellen in die Muskelschicht der Blase hineinwachsen.
Bei 7 von 10 Betroffenen liegt zum Zeitpunkt der Diagnose nicht-muskelinvasiver Blasenkrebs vor – der Tumor ist also auf die Schleimhaut bzw. das Urothel begrenzt. Die nachfolgende Abbildung zeigt den Aufbau der Blase. Klicken Sie auf das Bild, um es zu vergrößern.
3. Was sind die Ursachen von Blasentumoren?
Bis heute wurde nicht eindeutig geklärt, wieso ein Mensch an Blasenkrebs erkrankt. Es wurden jedoch einige Faktoren nachgewiesen, die das Erkrankungsrisiko erhöhen können.
Als wichtigster Risikofaktor gilt das Rauchen. Etwa 30 bis 70 % aller Blasenkrebserkrankungen sollen laut Experten auf das Rauchen zurückzuführen sein. Grund dafür ist, dass Zigarettenrauch zahlreiche krebserregende Substanzen enthält. Beim Rauchen gelangen diese ins Blut und werden von der Niere aus dem Blut herausgefiltert. Zusammen mit dem Urin gelangen sie daraufhin in die Blase und schädigen dort das Organ, bis sie mit dem Urin ausgeschieden werden.
Weitere Risikofaktoren sind unter anderem:
- Bestimmte Chemikalien (krebsfördernde Stoffe, mit denen man auch bei einigen beruflichen Tätigkeiten in Kontakt kommt)
- bestimmte Medikamente (die z. B. als unerwünschte Nebenwirkung die Blase schädigen können)
- chronische Infektionen der Blasenschleimhaut
- Bestrahlung (beispielsweise im Rahmen von Strahlentherapie bei Krebspatient:innen)
- In seltenen Fällen kann eine erbliche Veranlagung zu Blasenkrebs führen.
4. Symptome von Blasenkrebs
Leider gibt es bei einem Harnblasenkarzinom keine eindeutigen Warnzeichen, die auf die Erkrankung hinweisen. Beschwerden oder Auffälligkeiten, die wahrgenommen werden, können mit unterschiedlichen Krankheiten in Verbindung stehen. Umso wichtiger ist es darum, dass Sie bei Symptomen zeitnah Ihre:n Hausärzt:in bzw. einen Urologen oder eine Urologin aufsuchen, um eine Krebserkrankung ausschließen zu können. Einen Urologen / eine Urologin in Ihrer Nähe finden Sie beispielsweise hier.
Folgende Anzeichen sollten Sie von Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin untersuchen lassen:
- Blut im Urin, das sich durch eine rötliche bis braune Verfärbung des Urins äußert
- Häufige Blasenentzündungen
- Verstärkter Harndrang, bei dem Urin häufig, aber jeweils nur in kleinen Mengen entleert wird
- Störungen bei der Blasenentleerung, etwa in Form von erschwertem oder nur tropfenweisem Harnlassen, manchmal in Verbindung mit Schmerzen
- Schmerzen im Unterleib und in der Nierengegend
Mögliche Anzeichen, die auf eine Blasenkrebs-Erkrankung hinweisen können.
Nicht unbedingt liegt bei diesen Beschwerden Blasenkrebs vor – diese Anzeichen können auch harmlose Ursachen haben. Da Blasenkrebs allerdings gerade in den frühen Stadien gute Heilungs- und Überlebenschancen hat, ist eine möglichst frühe Diagnose wertvoll.
5. Verdacht auf Blasenkrebs – Wie geht es jetzt weiter?
Es ist völlig verständlich, dass Sie bei Verdacht auf Krebs Angst vor einem Arztbesuch bekommen. Es ist jedoch wichtig, diese Angst zu überwinden und den Arzttermin nicht hinauszuzögern. Eine frühe Diagnose kann entscheidend sein – denn je früher eine bösartige Erkrankung erkannt wird, desto besser sind häufig die Heilungs- und Überlebenschancen.
Beim Besuch Ihres Hausarztes oder Ihrer Hausärztin, bzw. eines Urologen oder einer Urologin wird das fachärztliche Personal zunächst versuchen, den Verdacht auf ein Harnblasenkarzinom zu bestätigen oder auszuräumen. Dazu werden in der Regel einige Untersuchungen vorgenommen. Bestätigt sich dabei der Verdacht, untersucht die behandelnde Person als nächstes ganz genau, wo der Tumor sitzt, wie groß er ist, aus welcher Art von Zellen er besteht und ob er vielleicht schon Metastasen gebildet hat.
Folgende Verfahren können bei den Untersuchungen zum Einsatz kommen. Klicken Sie einfach auf die Bezeichnungen, um weitere Informationen aufzuklappen:
Bei der Anamnese erfragt die behandelnde Person in einem ausführlichen Gespräch, welche Beschwerden vorliegen. Dabei ist Ihre Krankengeschichte relevant sowie Faktoren, die das Risiko für Blasenkrebs erhöht haben könnten (siehe oben). Es empfiehlt sich, vor dem Besuch einige Notizen über Symptome, Medikamente und andere eingenommene Substanzen sowie Vorerkrankungen zu machen. Auch Einzelheiten und Informationen zum Beruf können wichtig sein. Ihr:e Ärzt:in wird in jedem Fall auch Fragen stellen, um sich ein umfassendes Bild machen zu können.
Eine Urinuntersuchung kann Aufschluss über Blut im Urin geben und damit einen Verdacht auf Blasenkrebs erhärten. Blutuntersuchungen können auch Informationen über die Funktion einzelner Organe wie Nieren und Leber liefern. Diese sind für Ihre:n Ärzt:in auch im Hinblick auf eine eventuelle Narkose relevant.
Bei der Ultraschalluntersuchung kann der Arzt oder die Ärztin innere Organe wie Leber, Nieren, Nebennieren, Milz und Lymphknoten betrachten. Veränderungen wie z.B. vergrößerte Lymphknoten können einen Hinweis auf einen Tumor geben.
Im Urin können sich bei Blasenkrebs bösartig veränderte Zellen befinden. Nach diesen wird bei der Urinuntersuchung gesucht. Der Vorteil dieser Untersuchung ist, dass sich hiermit aggressive Tumoren erkennen lassen und auch Personen mit erhöhtem Erkrankungsrisiko regelmäßig überwacht werden können.
Bei der Blasenspiegelung wird durch die Harnröhre ein Endoskop eingeführt, mit dessen Hilfe der Arzt oder die Ärztin die Schleimhaut der Blase nach verdächtigen Stellen absuchen kann. Die Untersuchung erfolgt unter örtlicher Betäubung, sodass sie für die zu behandelnde Person weitgehend schmerzfrei ist.
Haben die vorangegangenen Untersuchungen den Verdacht auf ein Harnblasenkarzinom erhärtet, werden größere Gewebeproben entnommen und beurteilt. Das Endoskop wird unter Narkose über die Harnröhre in die Blase eingeführt. Durch das Endoskop wird eine Elektroschlinge geschoben, mit der Gewebe (oder sogar ganze Tumoren) entfernt werden können.
Daneben gibt es weitere diagnostische Verfahren wie unter anderem die Kernspintomografie (MRT) und Computertomografie (CT). Mit diesen kann die Ausbreitung des Tumors besonders präzise bestimmt werden.
6. Diagnose: Blasenkrebs – Und jetzt?
Wenn alle nötigen Ergebnisse der Untersuchungen vorliegen und Sie die Diagnose Blasenkrebs erhalten haben, wird Ihnen Ihr:e behandelnde:r Ärzt:in genau beschreiben, wie es weitergeht. Stellen Sie am besten alle Fragen, die Ihnen durch den Kopf gehen und zögern Sie nicht davor, zu schildern, wie Sie sich fühlen. Ihr:e Ärzt:in kann Ihnen eventuell schon etwas die Angst nehmen, Ihnen Halt bieten oder Auskunft über Unterstützungsmöglichkeiten geben. Weitere hilfreiche Informationen zu Unterstützungsangeboten für Krebspatient:innen finden Sie außerdem im Kapitel 9. Leben mit Blasenkrebs.
Im Folgenden wird Ihr:e behandelnde:r Ärzt:in Sie an eine Klinik überweisen. Hier wird entschieden, welche Behandlung für Sie infrage kommt. Das weitere Vorgehen ist auf der einen Seite abhängig von Ihrem allgemeinen Gesundheitszustand und individuellen Wünschen. Auf der anderen Seite ist auch das Stadium des Tumors entscheidend. Gemeinsam mit Ihnen und anderen Fachärzt:innen wird Ihr:e Ärzt:in eine Therapie planen und verschiedene Behandlungsmöglichkeiten diskutieren. Je nachdem wie Sie sich gemeinschaftlich entscheiden, werden anschließend die entsprechenden Schritte eingeleitet.
Wenn Sie möchten, können Sie an dieser Stelle auch zunächst eine Zweitmeinung einholen und sich von einem anderen medizinischen Fachpersonal untersuchen bzw. eine Therapie empfehlen lassen. Es ist wichtig, dass Sie sich bei Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin gut aufgehoben fühlen. Ist dies nicht der Fall oder möchten Sie einfach die vorgeschlagene Behandlung von einer weiteren Expertenmeinung bestätigt bekommen, spricht nichts dagegen, einen anderen Arzt oder eine andere Ärztin aufzusuchen.
Bei diesen Gesprächen ist es generell hilfreich, wenn Sie sich von einer nahestehenden Person begleiten lassen. Oft wirkt die Diagnose Krebs im ersten Moment überwältigend und es prasseln in kurzer Zeit viele Informationen auf Sie ein. Der Beistand von Angehörigen kann die Situation erleichtern. Zusätzlich empfiehlt es sich, Notizen von dem Gespräch zu machen. So können Sie nach dem Gespräch besser Rückfragen stellen oder sich im Nachhinein über Empfehlungen oder die Einzelheiten Ihrer Diagnose informieren.
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7. Medizinische Klassifikation von Blasenkrebs
Urothelkarzinom der Harnblase – Stadieneinteilung des Primärtumors. Diese Abbildungen repräsentieren nur eine Auswahl der Stadieneinteilung. Durch weitere Einteilungen kann das Ausmaß des Tumors detaillierter beschrieben werden.
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Nachdem ein Urothelkarzinom diagnostiziert wurde, stellt sich zunächst die Frage nach der Ausbreitung der Erkrankung. Diese Informationen sind wichtig, um die bestmögliche Therapie für die erkrankte Person zu bestimmen.
Zur Stadieneinteilung von Tumoren wird meist die sogenannte TNM-Klassifikation verwendet. Neben der Größe und Ausbreitung des Tumors (T) spielen bei der Stadienbestimmung auch der Befall benachbarter Lymphknoten (lat. Nodus, N) und die Bildung von Tochtergeschwülsten (Metastasen, M) eine Rolle.
8. Behandlung von Blasenkrebs
Wenn Sie und Ihr:e Ärzt:in sich für eine Behandlung entschieden haben, beginnt die Durchführung der entsprechenden Therapie. Ein Team von Ärzt:innen kümmert sich nun um Ihre Betreuung – denn bei einer Krebserkrankung müssen verschiedene Spezialisten zusammenarbeiten.
Je nach Größe und Ausbreitung (≠ Stadium) des Tumors können unterschiedliche Therapien infrage kommen.
Folgende Behandlungen können zum Beispiel bei einem kleinen Tumor vorgenommen werden. Klicken Sie einfach auf die Bezeichnungen, um Informationen dazu auszuklappen:
Bei kleinen Tumoren kann manchmal schon die Transurethrale Resektion (TUR), die bereits in der Diagnostik zum Einsatz kam, die Behandlung sein. Voraussetzung ist, dass der Tumor noch nicht weit fortgeschritten ist – das heißt, der Tumor begrenzt sich vollständig auf die Schleimhautschicht der Blase und ist noch nicht in die darunterliegenden Schichten der Blasenwand eingedrungen.
Abhängig vom Tumorstadium und vom Grad der Bösartigkeit der Krebszellen, die bei einer transurethralen Resektion (TUR) entfernt wurden, kann sich manchmal erneut bösartiges Gewebe bilden (Rezidiv). Betroffene, bei denen eine Rückkehr des Krebs wahrscheinlich ist, können daher zusätzlich zur TUR Medikamente erhalten, die ein neues Wachstum verhindern sollen. Diese Zytostatika werden direkt in die Blase eingespült. Mögliche Nebenwirkungen sind hierbei häufig auf das Organ beschränkt.
Besteht ein mittleres oder hohes Risiko, dass sich erneut böses Gewebe bildet (Rezidiv), kann eine lokale Immuntherapie ergänzend zur transurethralen Resektion (TUR) zum Einsatz kommen. Hierbei kommen Arzneimittel zum Einsatz, die das Immunsystem anregen sollen. Der Bacillus Calmette-Guérin (BCG) kann nach der Operation angewendet werden, um die Rezidivwahrscheinlichkeit zu vermindern.
Wie bei der lokalen Chemotherapie nach TUR wird das Arzneimittel direkt in die Blase eingebracht.
Etwa 75 % der Urothelkarzinome werden im frühen Stadium entdeckt, das heißt wenn sie noch nicht in die Muskelschicht der Blase eingewachsen sind (nicht-muskelinvasiv). Diese haben in der Regel eine gute Prognose. Hat sich der Blasenkrebs jedoch bereits in andere Gewebe oder Organe ausgebreitet, verschlechtert sich die Prognose.
Bei Tumoren, die schon Metastasen gebildet haben, die besonders groß oder die in die Muskelschicht der Blase eingewachsen sind (muskelinvasive Tumoren, ab T2), sind weitere Therapiemaßnahmen erforderlich. Folgende Behandlungsmöglichkeiten gibt es in diesem Fall:
Ist der Krebs bereits in die Muskelwand der Blase eingewachsen, hat auf benachbarte Organe übergegriffen oder ließ sich mit der transurethralen Resektion (TUR) nicht vollständig entfernen, ist in der Regel eine offene Operation nötig.
Je nach individueller Ausprägung des Tumors kann die Blase vollständig entfernt werden. In manchen Fällen werden auch die benachbarten Lymphknoten und befallene Nachbarorgane entfernt. Das können bei Männern die Prostata und die Samenbläschen sein und bei Frauen die Gebärmutter, Eierstöcke, Eileiter und Teile der Scheidenwand. Schlägt Ihnen Ihr:e Ärzt:in eine Blasenentfernung vor, sollten Sie besprechen, ob die Behandlung einen eventuellen Kinderwunsch beeinträchtigen kann und sich gegebenenfalls zuverlässige Auskunft suchen.
Abhängig von Lage und Größe des Tumors, aber auch von Alter und Allgemeinzustand der betroffenen Person, kann es auch sein, dass die Blase nur teilweise entfernt werden muss.
Nach einer Entfernung gibt es verschiedene Möglichkeiten, die Funktion der Blase zu ersetzen. Ihr:e Ärzt:in wird diese ausführlich mit Ihnen besprechen, sollte eine Zystektomie vorgesehen sein.
Bei fortgeschrittenen Tumoren kann auch eine Strahlentherapie (auch Radiotherapie genannt) in Betracht gezogen werden. Hierbei sind die Heilungsaussichten genauso gut wie bei einer Blasenentfernung. Bei etwa 70 % der Patient:innen, die mit Strahlentherapie behandelt werden, kann die Harnblase erhalten bleiben.
Bei der Strahlentherapie kommen ionisierende Strahlen zum Einsatz, die die Krebszellen so schädigen können, dass diese sich nicht mehr teilen und vermehren können. In der Folge sterben die Krebszellen ab. Die erkrankte Person wird dabei nur an der betroffenen Stelle bestrahlt, denn die Strahlen wirken dort, wo sie auf das Gewebe treffen. Jedoch können auch umliegende gesunde Zellen angegriffen werden.
Oft wird die Strahlentherapie bei der Behandlung von Blasenkrebs mit einer niedrig dosierten Chemotherapie kombiniert, um die Wirkung der Strahlen in den Tumorzellen zu verstärken. In diesem Fall spricht man von einer Radiochemotherapie.
Konnten bei einer Operation nicht alle Krebszellen entfernt werden, wird oft eine ergänzende Chemotherapie empfohlen. Die Medikamente einer Chemotherapie (genannt Zytostatika) greifen in den Teilungsvorgang der Krebszellen ein und stoppen das Wachstum oder verhindern die Vermehrung der Zellen.
In manchen Fällen ist die Erkrankung bereits soweit fortgeschritten, dass sie durch eine Operation nicht mehr geheilt werden kann. Zudem kann es nach der Operation zu einem Rückfall (Rezidiv) kommen. Der Fokus der Behandlung liegt dann auf der Stabilisierung des Krankheitsverlaufs und der Linderung von Beschwerden. In der Regel kommt auch hierbei eine Chemotherapie zum Einsatz. Sie kann die Lebensqualität verbessern und die Lebenserwartung erhöhen.
Über den Blutkreislauf verteilen sich Zytostatika im ganzen Körper und können dabei auch gesunde Zellen angreifen, die sich oft teilen. Schleimhaut- und Haarwurzelzellen gehören etwa dazu. Die Folge sind Nebenwirkungen, die Ihr:e Ärzt:in im Falle einer Chemotherapie ausführlich mit Ihnen bespricht.
Unter bestimmten Voraussetzungen können auch immunonkologische Therapien eine Erweiterung des Behandlungssspektrums bieten. Generell kommen sie allerdings nur für erwachsene Patient:innen mit Urothelkarzinomen in fortgeschrittenen Stadien, die nicht auf bislang etablierte Chemotherapien ansprechen oder die für diese nicht geeignet sind, infrage.
Anders als andere Behandlungsoptionen zielen immunonkologische Therapien darauf ab, das körpereigene Immunsystem für den Kampf gegen den Krebs stark zu machen und zu reaktivieren. Genauere Informationen zur immunonkologischen Therapie finden Sie hier.
9. Leben mit Blasenkrebs
Nach der Therapie folgt in der Regel als nächstes direkt oder zeitnah die Rehabilitation. Dafür gibt es spezielle Kliniken, die mit den psychischen und körperlichen Problemen von Blasenkrebs-Patient:innen vertraut sind. Ziel ist es, dass Sie möglichst schnell wieder in Ihren Alltag oder Beruf zurückfinden. Der Antrag auf diese sogenannte Anschlussheilbehandlung muss bereits im Krankenhaus gestellt werden. Hilfe bietet Ihnen dabei der Sozialdienst der Klinik. In diesem Zuge können Sie auch mitentscheiden, in welcher Rehabilitations-Klinik Sie behandelt werden. Empfehlenswert ist in jedem Fall eine fachspezifische Klinik.
Vielleicht mussten Sie, wie viele Blasenkrebs-Patientinnen, Ihre Berufstätigkeit für die Behandlungen unterbrechen und fragen sich, wann Sie wieder arbeiten können. Leider gibt es auf diese Frage keine pauschale Antwort, da die Rückkehr in den Beruf individuell von Ihrem gesundheitlichen Zustand abhängig ist. Ihr:e behandelnde:r Ärzt:in wird gemeinsam mit Ihnen entscheiden, wann ein Wiedereinstieg sinnvoll und möglich ist.
Auch nach Abschluss einer Krebstherapie und Rehabilitation sollten Sie regelmäßig zu Nachsorgeterminen bei Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin gehen. Suchen Sie sich im Idealfall medizinisches Fachpersonal, das auf die (Nach-)Behandlung und Betreuung von Blasenkrebs-Betroffenen spezialisiert ist. Die Nachsorgeuntersuchungen haben zwei Ziele:
1. Ein möglicher Rückfall soll rechtzeitig erkannt werden. Trotz der vorangegangenen Behandlung können sich in Ihrem Körper noch Krebszellen befinden. Ist dies der Fall, könnte die Krankheit wieder ausbrechen (Rezidiv). Bei den Nachsorgeterminen könnte ein solcher Rückfall frühzeitig entdeckt werden und dann meistens rechtzeitig behandelt werden.
2. Nach bzw. durch eine Behandlung von Blasenkrebs kann es zu Begleit- und Folgeerkrankungen kommen. In der Nachsorge werden diese festgestellt und behandelt. Generell soll Ihnen in der Nachsorge bei allen körperlichen, seelischen und sozialen Problemen geholfen werden.
Insbesondere die Entfernung der Blase, aber auch die Entnahme naheliegender und bereits befallener Organe kann zu vielen Veränderungen in Ihrem Leben führen. Bei Männern hat die Entfernung der Prostata häufig eine Beeinträchtigung der Erektionsfähigkeit zur Folge. Frauen, denen bei der Operation die Eierstöcke entfernt wurden, können nach dem Eingriff Wechseljahrsbeschwerden haben. Wichtig ist, dass Sie sich vor der Entscheidung für eine bestimmte Therapie über die Folgen dieser erkundigen und von Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin genau beraten lassen. Diese Person kann Ihnen am besten Auskunft in Hinblick auf Ihre individuelle Situation geben.
Mit sämtlichen Beschwerden sollten Sie sich immer an Ihre:n behandelnde:n Ärzt:in wenden. Ein vertrauensvolles Verhältnis ist daher essenziell. Sollten Sie sich bei Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin nicht gut aufgehoben fühlen, können Sie diese:n auch wechseln. Ihr:e Ärzt:in kann Ihnen Auskunft über die verschiedenen Möglichkeiten der psychischen, sozialen, familiären, körperlichen und beruflichen Rehabilitation geben. Insbesondere eine psychosoziale und/oder psychoonkologische Beratung ist nach einer Krebsbehandlung sinnvoll. Scheuen Sie sich daher nicht davor, Ihre:n Ärzt:in auf weitere Möglichkeiten der Betreuung anzusprechen. Einen guten Überblick über alle Sozialleistungen, die Krebspatient:innen zustehen, bietet auch der Blaue Ratgeber „Sozialleistungen bei Krebs“ der Deutschen Krebshilfe.
Neben der ärztlichen Betreuung und Sozialleistungen ist für viele Krebspatient:innen der Austausch mit anderen Betroffenen wertvoll. Das Gespräch mit Menschen, welche die gleiche Diagnose oder Behandlung erhalten haben, kann dabei helfen, das Erlebte zu verarbeiten. Der Selbsthilfe-Bund Blasenkrebs e.V. ist beispielsweise Ansprechpartner für Patient:innen und Angehörige. Die Mitglieder begleiten und beraten Blasenkrebs-Patient:innen. Das INFONETZ KREBS der Deutschen Krebshilfe unterstützt bei der Suche nach Selbsthilfegruppen in der Nähe und berät zu allen Fragen, die Krebsbetroffene haben.
Die folgenden weiterführenden Links verweisen auf unabhängige Informationsquellen und stellen nicht notwendigerweise die Meinung von MSD dar. MSD übernimmt keine Gewähr oder Verantwortung für deren Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität. Die Beiträge drücken die alleinigen Ansichten der jeweiligen Autor:innen aus.
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