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Windpocken

Windpocken

Lesen Sie hier, wie Sie sich vor einer hochansteckenden Windpocken-Infektion sowie deren Folgen schützen können und wer besonders gefährdet ist.

Sie sind hochansteckend und werden durch Erstinfektion mit dem Varizella-Zoster-Virus verursacht – die Rede ist von Windpocken (Varizellen). Zu den ersten Symptomen zählen Fieber und juckender Ausschlag. Mehr Informationen zur Erkrankung und zur Impfung erhalten Sie hier!

Fakten zu Windpocken-Infektionen

  • Windpocken sind hochansteckend: Über 90 % der Menschen, die Kontakt mit dem Erreger hatten, erkranken auch daran.
  • 10 Jahre nach Einführung der Impfempfehlung im Jahr 2004 ist die Zahl der Windpocken-Erkrankungen um etwa 90 % zurückgegangen.
  • 2021 wurden noch 6.326 Windpocken-Fälle gezählt. Der überwiegende Teil der Erkrankten war entgegen der geltenden Impfempfehlung nicht gegen Windpocken geimpft.

Papeln, Pusteln, Bläschen und schorfige Verkrustungen auf Haut und Schleimhäuten sind Kennzeichen der Windpocken. Anfangs sind nur das Gesicht und der Rumpf betroffen. Allerdings breitet sich der Ausschlag, der sehr schmerzhaft sein kann, über den gesamten Körper aus. Ausgelöst werden die Windpocken durch die Erstinfektion mit dem Varizella-Zoster-Virus, das zu den Herpesviren gehört. Das Virus verbleibt anschließend lebenslang in den als Ganglien bezeichneten Bereichen der Nervenzellen. Wird das Virus in den Ganglien später erneut aktiviert, führt dies zur Entstehung einer Gürtelrose (Herpes zoster).

Wie verbreitet sind Windpocken?

Windpocken kommen weltweit vor. Vor Einführung der Impfempfehlung erkrankten in Deutschland jährlich etwa 750.000 Menschen an Windpocken, darunter hauptsächlich Kinder unter 5 Jahren. Nach Einführung der Impfung gegen Varizellen sank die Zahl der Windpocken-Erkrankungen innerhalb von 10 Jahren um circa 90 %.

Wie wird der Erreger übertragen?

Fast jeder Kontakt von ungeschützten Personen mit einem an Windpocken infizierten Menschen führt zu einer Ansteckung. Die Übertragung der Windpocken erfolgt von Mensch zu Mensch durch winzige Speicheltröpfchen, die Erkrankte über die Luft verbreiten, z. B. beim Atmen, Sprechen, Niesen oder Husten.Besonders infektiös ist auch die Flüssigkeit in den Bläschen des Hautausschlags. Durch Kratzen an den Bläschen können Viren an die Hände gelangen und von Hand zu Hand oder auf Gegenstände übertragen werden, wie z. B. Türgriffe. Beim Anfassen der verunreinigten Gegenstände ist eine Ansteckung sogar noch Stunden bis zu wenige Tage später möglich. Windpocken können in seltenen Fällen während der ersten 6 Monate der Schwangerschaft über die Blutbahn auf das ungeborene Kind übertragen werden. Erkrankt die Schwangere kurz vor oder nach dem Geburtstermin an Windpocken, besteht hingegen eine hohe Ansteckungsgefahr für das Neugeborene.

Dauer der Ansteckungsfähigkeit

Windpocken brechen in der Regel etwa 14 – 16 Tagen nach der Infektion aus. Allerdings sind Menschen, die sich mit Varizellen infiziert haben, schon 1 – 2 Tage vor Auftreten des Hautausschlags ansteckend. Die Ansteckungsgefahr hält bis zum vollständigen Verkrusten aller Bläschen an, was meist 5 – 7 Tage nach Beginn des Hautausschlags der Fall ist. Wer die Windpocken einmal gehabt hat, ist meist lebenslang immun dagegen. Ein erneutes Auftreten ist aber in sehr seltenen Fällen möglich.

Wer ist besonders gefährdet?

Typischerweise treten Windpocken im frühen Kindesalter auf, insbesondere bei Kindergarten- und Schulkindern bis 10 Jahren. Aber auch ungeschützte Jugendliche und Erwachsene können sich anstecken. Besonders gefährdet für schwere Komplikationen sind Menschen mit einer Immunschwäche, Schwangere und Neugeborene – speziell bei Frühgeburten.

Wie äußern sich Windpocken?

Die ersten Anzeichen der Krankheit treten 2 – 3 Tage vor dem eigentlichen Ausbruch der Windpocken auf und erscheinen eher uncharakteristisch: Unwohlsein, Kopf- und Gliederschmerzen. Es folgen ein juckender Hautausschlag und Fieber, das selten über 39 °C ansteigt. Zunächst sind der Rumpf und das Gesicht betroffen. Allerdings kann der Ausschlag auch auf andere Körperteile übergehen, darunter auch Schleimhäute und die behaarte Kopfhaut. Typischerweise erscheinen alle Stadien des Hautausschlags zeitgleich. Dabei handelt es sich um Papeln, Pusteln, Bläschen und Schorf. Die Bläschen selbst heilen meist nach 3 – 5 Tagen ab.

Welche Komplikationen können auftreten?

Die möglichen Komplikationen bei einer Infektion mit dem Varizella-Zoster-Virus reichen von zusätzlichen bakteriellen Infektionen der Haut über Lungenentzündung bis zu Erkrankungen des Nervensystems. Die Komplikationsrate ist bei Jugendlichen und Erwachsenen am höchsten. Schwere, teilweise lebensbedrohliche Komplikationen, die gleich mehrere Organe betreffen können, sind bei Menschen mit einer Immunschwäche möglich.

Erkranken Schwangere in den ersten 20 Schwangerschaftswochen an den Windpocken, kann es bei bis zu 2 % der Kinder zu einem fetalen Varizellen-Syndrom kommen. Dieses kann mit Fehlbildungen, neurologischen Missbildungen und Augenschäden einhergehen. Bis zu 30 % der Kinder versterben an den Folgen eines fetalen Varizellen-Syndroms.Auch für frühgeborene Kinder können Windpocken in den ersten 6 Wochen lebensbedrohlich sein – insbesondere bei einer Geburt vor der 28. Schwangerschaftswoche.

Genau wie andere Herpesviren bleibt der Windpocken-Erreger nach einer Infektion in den Nervenzellen und kann später durch eine erneute Aktivierung eine Gürtelrose auslösen.

Wie wird eine Windpocken-Infektion diagnostiziert?

Die Symptome einer Windpocken-Infektion sind sehr typisch für diese Erkrankung. Das macht eine spezifische Diagnostik in der Regel unnötig. Lediglich im Falle eines angeborenen Immundefekts kommt es möglicherweise zu atypischen Krankheitsbildern.

In folgenden Situationen sollte eine spezifische Diagnostik durchgeführt werden:

  • bei Erkrankungen des zentralen Nervensystems
  • bei Lungenentzündungen
  • bei Infektionen während der Schwangerschaft
  • bei Infektionen des Neugeborenen
  • bei geimpften Patient:innen zur Unterscheidung von Impf- und Wildvirus

Ein Blick in die Labordiagnostik von Windpocken-Infektionen

Das Windpocken-Virus kann direkt oder indirekt nachgewiesen werden.
Optimalerweise wird eine Polymerase-Kettenreaktion (PCR) durchgeführt, um das Vorliegen von Erbmaterial des Virus direkt zu überprüfen. Über Immunfluoreszenztests oder durch Virusisolation kann der direkte Erregernachweis ebenfalls geführt werden. Es werden Bläschenflüssigkeit, Gehirnwasser (Liquor), Material aus einer Atemwegsspiegelung oder Blut für diese Diagnostik genutzt.

Indirekt ist es möglich, Virus-spezifische Antikörper im Serum oder Gehirnwasser nachzuweisen.

Wie können Windpocken behandelt werden?

Um Komplikationen zu vermeiden, werden die Beschwerden und Begleiterscheinungen behandelt. Durch eine sorgfältige Hautpflege können beispielsweise zusätzliche bakterielle Infektionen der Haut vermieden werden. Bei Menschen mit einem geschwächten Immunsystem ist auch eine spezifische antivirale Therapie möglich.

Die beste Vorbeugung einer Windpocken-Infektion ist die Impfung gegen Varizellen.

Wie wird gegen Windpocken geimpft?

Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt, generell alle Kinder gegen Windpocken zu impfen. Für die vollständige Impfung, die sogenannten Grundimmunisierung, ist die Gabe von 2 Impfstoffdosen notwendig, d. h. es wird insgesamt 2-mal gegen Windpocken geimpft:

  • Die 1. Impfung erfolgt im Alter von 11 Monaten und wird in der Regel entweder simultan mit der 1. Impfung gegen Masern, Mumps und Röteln (MMR) verabreicht oder frühestens 4 Wochen danach.
  • Im Alter von 15 Monaten findet die 2. Impfung statt. Hierfür kann ein Kombinationsimpfstoff verwendet werden, der neben dem Impfstoff gegen Windpocken auch Impfstoffe gegen MMR enthält (MMRV-Kombinationsimpfung).
  • Zwischen der 1. und der 2. Windpockenimpfung sollte ein Abstand von mindestens einem Monat liegen.

Bei Kindern und Jugendlichen, die bisher keine oder nur eine Impfung gegen Windpocken bekommen haben, sollten fehlende Impfungen noch vor Erreichen des 18. Geburtstags nachgeholt werden.

Mein Kind kommt in die Kita, ist eine Impfung auch schon früher möglich?

Sollte der Besuch bzw. die Aufnahme in eine Gemeinschaftseinrichtung (z. B. Kita) anstehen, können Säuglinge bereits ab dem Alter von 9 Monaten gegen Windpocken geimpft werden. In diesem Fall sollte die 2. Impfung bereits zu Beginn des 2. Lebensjahres durchgeführt werden.

Ist eine Impfung auch in der Schwangerschaft und Stillzeit möglich?

Bei der Impfung werden Impfstoffe mit abgeschwächten Windpocken-Erregern verwendet, sogenannte Lebendimpfstoffe. Deshalb dürfen schwangere Frauen nicht gegen Windpocken geimpft werden. Auch eine Schwangerschaft sollte nach der Impfung gegen Windpocken für 1 Monat vermieden werden. Erfolgte dennoch versehentlich eine Impfung in oder kurz vor der Schwangerschaft, ist dies jedoch kein Grund die Schwangerschaft abzubrechen.

In der Stillzeit können sowohl Mütter als auch das gestillte Kind alle von der STIKO empfohlenen Impfungen erhalten. Das gilt auch für die Impfungen gegen Windpocken.

Windpocken-Impfung auch bei Erwachsenen?

Ja, die Impfung gegen Windpocken ist auch für Menschen mit besonderen gesundheitlichen Risiken empfohlen, die bisher ungeimpft sind und noch keine Windpocken hatten. Gleiches gilt für Menschen, die empfänglich für eine Infektion mit Varizellen sind. Empfänglich bedeutet in dem Kontext, dass in einem Bluttest keine spezifischen Antikörper gegen das Windpocken-Virus gefunden wurden. Eine 2-malige Impfung gegen Windpocken wird für seronegative Frauen mit Kinderwunsch empfohlen sowiefür alle Personen

  • vor einer Behandlung, die die Immunabwehr unterdrückt, wenn sie seronegativ sind,
  • vor einer Organtransplantation, wenn sie seronegativ sind,
  • mit schwerer Neurodermitis,
  • mit engem Kontakt zu besonders gefährdeten Personen,
  • die in medizinischen Einrichtungen arbeiten (einschließlich Einrichtungen sonstiger humanmedizinischer Heilberufe),
  • mit Tätigkeiten mit Kontakt zu potenziell infektiösem Material,
  • die in Gemeinschaftseinrichtungen oder Einrichtungen der Pflege oder in Gemeinschaftsunterkünften von Asylbewerbenden, Ausreisepflichtigen, Flüchtlingen und Spätaussiedler:innen arbeiten.

Ich hatte Kontakt mit Personen, die Windpocken haben. Ist eine Impfung noch möglich?

Ja, entscheidend ist jedoch, wieviel Zeit seit dem Kontakt vergangen ist (maximal 5 Tage). Die Impfung ist in diesem Fall altersunabhängig für alle Personen empfohlen, die bisher keine Windpocken-Impfung erhalten haben, keine Anzeichen einer Windpocken-Erkrankung zeigen und Kontakt zu Risikopersonen haben / hatten.

Wird von einem erhöhten Risiko für Komplikationen durch die Windpocken-Infektion ausgegangen, besteht die Möglichkeit einer passiven Immunisierung (Spritzen von Antikörpern). Das ist jedoch nur bis zu 96 Stunden nach dem Kontakt zu Risikopersonen möglich.

Häufig gestellte Fragen zum Thema Windpocken-Impfung

Broschüre Impfen von A bis Z

Wie funktionieren Impfungen und sind sie nur für Kinder wichtig? Wann sollte sich wer gegen welche Infektionskrankheit impfen lassen? Antworten darauf finden Sie hier in unserer Broschüre rund ums Thema Impfungen.

*Die hier zur Verfügung gestellten aktuellen Meldungen verweisen auf unabhängige Informationsquellen und stellen nicht notwendigerweise die Meinung von MSD dar.

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