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Respiratorische Synzytial-Viren sind Erreger akuter Erkrankungen der Atemwege

Respiratorische Synzytial-Viren (RSV)

Fakten zu RSV-Infektionen

  • RSV-Erkrankungen sind in Deutschland die häufigste Ursache für eine Behandlung von Säuglingen im Krankenhaus
  • Säuglinge in den ersten 6 Lebensmonaten sowie ältere Erwachsene (≥ 75 Jahre) haben ein hohes Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf
  • Eine durchgemachte Erkrankung führt nicht zu langfristiger Immunität – Reinfektionen sind häufig
  • Die RSV-Saison dauert in der Regel von Oktober – März, der Gipfel der RSV-Erkrankungswelle liegt meist im Januar und Februar

Das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV) ist ein behülltes RNA-Virus aus der Familie der Pneumoviridae. Es kann in jedem Lebensalter akute Erkrankungen der oberen und unteren Atemwege verursachen.

RS-Viren sind weltweit verbreitet und der Mensch ist der einzig relevante Träger für das humane RSV. Das RS-Virus gehört zu den bedeutendsten Erregern von Atemwegsinfektionen bei Säuglingen, insbesondere Frühgeborenen, Kleinkindern sowie älteren Erwachsenen.

Im 1. Lebensjahr stecken sich bis zu 70 % aller Säuglinge mit RSV an. Und fast alle Kinder machen bis zum Ende des 2. Lebensjahres mindestens eine RSV-Infektion durch. RSV-Infektionen führen nicht zu einer langfristigen Immunität, sodass Menschen sich im Laufe des Lebens mehrmals mit RSV anstecken können. Dies betrifft insbesondere Erwachsene mit regelmäßigem Kontakt zu Kleinkindern.

Bei Frauen und Männern treten RSV-Infektionen gleichermaßen auf. Bei Kindern sind Jungen häufiger als Mädchen von einem schweren Verlauf betroffen, der eine Behandlung im Krankenhaus erforderlich macht.

Wer ist besonders gefährdet?

Folgende Gruppen haben ein erhöhtes Risiko, nach einer Infektion mit RSV schwer zu erkranken:

  • Frühgeborene
  • Neugeborene und Säuglinge
  • Kinder mit chronischen Lungenerkrankungen
  • Kinder mit schweren Herzerkrankungen bzw. komplexen angeborenen Herzfehlern
  • Kinder mit einem beeinträchtigten Immunsystem
  • Kinder mit Erkrankungen, die Nerven und Muskeln betreffen
  • Kinder mit Down-Syndrom (Trisomie 21)
  • Kinder mit angeborenen Fehlbildungen
  • Erwachsene mit Vorerkrankungen des Herzens
  • Erwachsene mit Vorerkrankungen der Lunge
  • Erwachsene mit einem beeinträchtigten Immunsystem
  • Erwachsene, die Medikamente einnehmen, die das Immunsystem unterdrücken

Wie erfolgt eine Ansteckung mit RSV?

RS-Viren werden in erster Linie durch Tröpfcheninfektion von Mensch zu Mensch übertragen und gelangen über die Schleimhaut der oberen Atemwege oder die Augenbindehaut in den Körper. Infizierte mit milden Symptomen oder ohne erkennbare Krankheitsanzeichen wie Jugendliche und Erwachsene sind bei der Verbreitung des Virus von Bedeutung. Auch passiv gegen RSV immunisierte Kinder (siehe dazu auch 7. Die Immunisierung gegen RSV) können RSV vorübergehend übertragen, da diese Immunisierung nicht die Ansteckung der oberen Atemwege mit RSV verhindert.

Lückenhafte Hygienemaßnahmen begünstigen die Ansteckung

Man vermutet, dass eine Infektion auch indirekt über kontaminierte Hände, Gegenstände und Oberflächen erfolgen kann. Auf den Händen können RS-Viren in respiratorischem Sekret für 20 Minuten infektiös bleiben, auf Papierhandtüchern und Baumwollkitteln für 45 Minuten und auf Einmalhandschuhen, Stethoskopen und Kunststoffoberflächen sogar für mehrere Stunden. Medizinisches Personal und andere Kontaktpersonen der Erkrankten können somit zu einer raschen Ausbreitung beitragen, wenn Schutz- und Hygienemaßnahmen lückenhaft sind.

Daher sind insbesondere in sensiblen Bereichen wie Krankenhäusern Infektionsschutzmaßnahmen wichtig, um eine Ausbreitung von RSV zu vermeiden. Speziell bei Frühgeborenen sowie immundefizienten und immunsupprimierten Personen sind im Krankenhaus erworbene RSV-Infektionen bedeutsam: Diese Risikogruppen können nach der Ansteckung mit RSV einen schweren Krankheitsverlauf haben.

RSV-Infektionen treten gehäuft in den Wintermonaten auf

Die RSV-Saison dauert üblicherweise von Oktober bis März, wobei der Gipfel der RSV-Erkrankungswelle meist im Januar und Februar liegt. In den übrigen Monaten des Jahres kommen RSV-Infektionen sporadisch vor.

Die Inkubationszeit beträgt 2 – 8 Tage, im Durchschnitt sind es 5 Tage. Ansteckend sind infizierte Personen bereits einen Tag nach der Infektion – also noch vor Symptombeginn – für durchschnittlich 3 – 8 Tage. Allerdings können Frühgeborene, Neugeborene sowie immundefiziente oder immunsupprimierte Personen das Virus auch über mehrere Wochen bzw. in Einzelfällen sogar über Monate ausscheiden.

RSV-Infektionen zeigen ein breites Symptomspektrum

RSV-Infektionen können unterschiedlich schwer verlaufen. Die Mehrzahl der Infektionen verläuft mild, auch ein asymptomatischer Verlauf ist möglich. Allerdings zeigt sich bei der Erstinfektion mit RSV fast immer eine deutliche klinische Symptomatik. In der Regel lassen sich zuerst die Symptome einer Erkrankung der oberen Atemwege beobachten. Die Symptome können je nach Alter unterschiedlich sein. Am häufigsten werden bei Infizierten folgende Krankheitsanzeichen beocbachtet:

  • Husten
  • Niesen
  • Fieber
  • Schnupfen
  • Röcheln

Bei RSV-infizierten Säuglingen können u. a.

  • Reizbarkeit,
  • Appetitlosigkeit,
  • Veränderungen des Atemrhythmus und
  • vorübergehende Atempausen (vor allem im Schlaf) auftreten.

Bei Kindern unter 5 Jahren werden auch folgende Symptome durch eine RSV-Infektion hervorgerufen:

  • Schnelle Atmung
  • Schwierigkeiten beim Schlucken/Trinkschwäche
  • Krankheitsbild, das einer Blutvergiftung ähnelt

Innerhalb von 1 – 3 Tagen können sich die o. g. Symptome zu jenen einer unteren Atemwegserkrankung weiterentwickeln:

  • deutlicher und produktiver Husten,
  • gesteigerte Atemfrequenz
  • Atemnot bzw. Kurzatmigkeit

Insbesondere Säuglinge können nach einer Infektion mit RSV schwere Verläufe mit einer Entzündung der unteren Atemwege entwickeln (siehe Komplikationen einer RSV-Infektion).

Krankheitsverlauf bei RSV-Reinfektionen

Reinfektionen mit RSV sind häufig und betreffen alle Altersgruppen. Bei Kindern kommt es auch bei einer Reinfektion oftmals zu Erkrankungen der unteren Atemwege. Meist verläuft die Reinfektion aber weniger schwer als die Erstinfektion. In der Regel klingt die Erkrankung nach 3 – 12 Tagen ab. Allerdings kann insbesondere der Husten auch über mehr als 4 Wochen anhalten. Bei Erwachsenen verlaufen RSV-Reinfektionen oft asymptomatisch oder als unkomplizierte Infektion der oberen Atemwege.

Komplikationen einer RSV-Infektion

Insbesondere bei Risikogruppen (siehe dazu 3. Verbreitung und Ansteckung – Wer ist besonders gefährdet?) kann es während einer RSV-Infektion zu Komplikationen kommen. So kann eine RSV-Infektion bei bestehenden Vorerkrankungen (z. B. chronische Herz- und Lungenerkrankungen) diese verschlimmern und zu lebensbedrohlichen Komplikationen führen. Zu diesen Komplikationen gehören eine Entzündung der feinen Äste der unteren Atemwege (Bronchiolitis) sowie Lungenentzündungen (Pneumonien).

Charakteristisch für eine RSV-Bronchiolitis bei Säuglingen sind

  • ein beeinträchtigter Allgemeinzustand,
  • Schwierigkeiten bei der Nahrungsaufnahme (Trinkschwäche, Rückfluss von Magensäure in die Speiseröhre, Erbrechen),
  • eine beschleunigte Atmung,
  • Husten und
  • Atemnot bzw. Kurzatmigkeit.

Eine Überempfindlichkeit der Bronchien ist eine mögliche Langzeitfolge einer RSV-Bronchiolitis.6

Folgende Anzeichen weisen bei Säuglingen und Kleinkindern auf eine schwere RSV-Infektion hin, die dringend medizinisch behandelt werden muss:

  • Atemnot
  • Schnelle, unregelmäßige, beschwerliche Atmung
  • Kurze flache Atemzüge
  • Aufblähen der Nasenlöcher beim Einatmen
  • Geräuschvolles Atmen
  • Atempausen (bei Säuglingen insbesondere während des Schlafs)
  • Ein Zusammensacken des Brustkorbs
  • Blau- oder Graufärbung der Lippen, des Mundes oder der Fingernägel (Anzeichen eines kritisch niedrigen Sauerstoffgehalts im Blut)

Kleinkinder sind zudem häufig von einer RSV-bedingte Mittelohrentzündung betroffen.

Bei einer RSV-Infektion kann es zu einer raschen Verschlechterung der Symptome kommen. Wenn Atembeschwerden auftreten oder Kinder eine Trinkschwäche zeigen, sollte ärztliche Hilfe gesucht werden. Bei Frühgeborenen und Kindern mit Vorerkrankungen sollten bereits erste Warnzeichen wie Husten und Fieber ärztlich abgeklärt werden.

Viele andere Erreger von Atemwegsinfektionen rufen ähnliche Symptome hervor wie RSV. Eine sichere Diagnose einer RSV-Infektion kann daher nur durch den Erregernachweis im Labor erfolgen. Dafür wird Sekret aus dem Nasenrachenraum benötigt. Ein zeitnaher Erregernachweis ist wichtig, um RSV-Infektionen im Krankenhaus wirksam vorbeugen zu können und therapeutische Entscheidungen zu treffen.

Eine wirksame ursächliche Behandlung der RSV-Infektion gibt es nicht – es werden nur die Symptome behandelt. Wichtig ist eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr. Die Nasenatmung kann durch Salzwasserspülungen erleichtert werden.1 Antibiotika helfen gegen RS-Viren nicht. Sie werden nur verabreicht, wenn zusätzlich eine Infektion mit Bakterien vorliegt.

Schwere Verläufe mit einer Entzündung der unteren Atemwege müssen oft im Krankenhaus behandelt werden. Im 1. Lebensjahr entwickeln weltweit betrachtet etwa 95 von 1000 Kindern nach einer Infektion mit RSV eine akute untere Atemwegserkrankung und ca. 16 von 1000 Kindern werden stationär im Krankenhaus aufgenommen. Im Krankenhaus kann bei schweren Fällen eine symptomatische Behandlung, eine Unterstützung der Atmung und spezifische Behandlungen bei eventuell auftretenden Komplikationen erfolgen. Bei Säuglingen unter 6 Monaten kann ein Krankenhausaufenthalt zur Überwachung der Atmung und des Sauerstoffgehalts notwendig sein. In seltenen Fällen kann eine RSV-Infektion zum Tod führen.

Sowohl Kinder als auch Erwachsene können gegen RSV immunisiert werden. Dies dient zum Schutz gegen Erkrankungen der unteren Atemwege, die durch RSV verursacht werden. Für Erwachsene ab einem Alter von 60 Jahren steht eine Impfung gegen RSV zur Verfügung. Diese soll den Körper aktiv zur Bildung von Antikörpern gegen RSV anregen und so verhindern, dass die RS-Viren in die Körperzellen eindringen können. Kinder hingegen bekommen zur Immunisierung gegen RSV direkt einen Antikörper verabreicht. Dieser soll ebenfalls das Eindringen von RSV in die Körperzellen verhindern und die Ausbreitung der RS-Viren im Körper unterbinden. Diese passive Immunisierung wird auch als RSV-Prophylaxe bezeichnet.

Warum sollten Neugeborene und Säuglinge gegen RSV immunisiert werden?

Die STIKO empfiehlt die passive Immunisierung mit einem monoklonalen Antikörper gegen RSV für alle Neugeborenen und Säuglinge (unabhängig von möglichen Risikofaktoren) vor bzw. in ihrer 1. RSV-Saison. Ziel dieser Empfehlung ist es, die Häufigkeit schwer verlaufender RSV-Erkrankungen zu reduzieren.

Wann werden Neugeborene und Säuglinge gegen RSV immunisiert?

Zwischen April und September geborene Säuglinge sollen die RSV-Prophylaxe im Herbst vor Beginn ihrer 1. RSV-Saison erhalten.

Zwischen Oktober und März Geborene sollen die RSV-Prophylaxe möglichst rasch nach der Geburt erhalten; idealerweise bei der Entlassung aus der Geburtseinrichtung bzw. bei der U2-Untersuchung.

Eine versäumte RSV-Prophylaxe soll innerhalb der 1. RSV-Saison schnellstmöglich nachgeholt werden.

RSV-Impfung für Erwachsene

Die STIKO empfiehlt die Impfung gegen RSV allen Erwachsenen ab 75 Jahren. Außerdem wird die Impfung Personen zwischen 60 und 74 Jahren empfohlen, die schwere Grunderkrankungen haben oder in einer Pflegeeinrichtung leben.

Broschüre Impfen von A bis Z

Wie funktionieren Impfungen und sind sie nur für Kinder wichtig? Wann sollte sich wer gegen welche Infektionskrankheit impfen lassen? Antworten darauf finden Sie hier in unserer Broschüre rund ums Thema Impfungen.

*Die hier zur Verfügung gestellten aktuellen Meldungen verweisen auf unabhängige Informationsquellen und stellen nicht notwendigerweise die Meinung von MSD dar.

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