Haemophilus influenzae
Typ B (Hib)
Das Bakterium Haemophilus influenzae Typ b (Hib) kann u. a. Lungenentzündung, Blutvergiftung, Hirnhautentzündung oder eine Entzündung des Kehldeckels verursachen. Wie Sie der Entstehung von schwerwiegenden Hib-Erkrankungen vorbeugen können, lesen Sie hier.
Fakten zu Hib-Infektionen
- Haemophilus influenzae Typ b (Hib) wird in der Regel durch Tröpfcheninfektion von Mensch zu Mensch übertragen.
- Die Zeit von der Ansteckung bis zum Ausbruch der Erkrankung (Inkubationszeit) ist für Hib-Infektionen nicht bekannt. Gewöhnlich treten Anzeichen einer Hib-Infektion innerhalb von 7 Tagen nach einer Infektion auf.
- In Ländern ohne entsprechende Impfprogramme ist Hib der häufigste Auslöser einer durch Bakterien hervorgerufenen Hirnhautentzündung bei Kindern im Alter von 2 Monaten bis 5 Jahren.
Haemophilus influenzae Typ b (Hib) ist ein Bakterium, das invasive Erkrankungen wie Hirnhautentzündungen, Blutvergiftungen, Lungenentzündung sowie Entzündungen des Kehlkopfdeckels und des Knochen- und Muskelgewebes verursachen kann. Etwa 95 % aller Haemophilus influenzae-Fälle bei ungeimpften Personen werden durch Haemophilus influenzae Typ b verursacht.
Das Hib-Bakterium ist von einer Kapsel umgeben, die es vor dem menschlichen Immunsystem schützt und ihm das Eindringen in die Blutbahn sowie in die Gehirn-Rückenmarks-Flüssigkeit (Cerebrospinalflüssigkeit) erleichtert.
Weltweit verbreitet
Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist Hib jedes Jahr weltweit für ca. 3 Millionen schwere Erkrankungsfälle und etwa 400.000 Todesfälle verantwortlich. Betroffen sind dabei überwiegend Kinder, die nicht gegen Hib geimpft sind, und Menschen in Entwicklungsländern.
Meldepflichtig sind hierzulande invasive Infektionen, bei denen Hib in Blut oder Rückenmarksflüssigkeit (Liquor) nachgewiesen wurde. In Deutschland wurden im Jahr 2022 insgesamt 1.000 Fälle von invasiven Hib-Infektionen gemeldet. Das ist ein deutlicher Anstieg im Vergleich zu den beiden Vorjahren. Damit scheint sich nach der COVID-19-Pandemie der seit 2007 beobachtete Trend steigender Fallzahlen fortzusetzen: Nachdem in den ersten 3 Quartalen etwa gleich hohe Fallzahlen zu beobachten waren, stiegen im 4. Quartal 2022 die Fallzahlen ungewöhnlich stark an, ähnlich wie bei anderen invasiven bakteriellen Infektionen.
Wie verläuft die Ansteckung mit Hib?
Haemophilus influenzae Typ b (Hib) wird hauptsächlich durch Tröpfcheninfektion von Mensch zu Mensch übertragen. Darüber hinaus ist eine Ansteckung möglicherweise auch durch direkten Kontakt mit infektiösen Atemwegssekreten möglich. Wer sich mit Hib infiziert hat, gilt so lange als ansteckend, wie das Bakterium im Nasenrachenraum (Nasopharynx) vorkommt.
Welche Faktoren können das Risiko für eine Hib-Infektion erhöhen?
Ein wichtiger Faktor, der das Risiko für eine invasive Infektion mit Hib beeinflusst, ist das Alter: ungeimpfte Kindern unter 5 Jahren haben das höchste Risiko für eine Erkrankung. Auch die Anzahl der Personen, die in einem Haushalt leben, können das Risiko von Kindern für eine invasive Hib-Erkrankung erhöhen.
Das Risiko für eine Hib-Infektion ist z. B. auch bei Vorliegen der folgenden Grunderkrankungen erhöht, die mit einer Unterdrückung des Immunsystems (Immunsuppression) einhergehen:
- Hämoglobinopathien (gestörte Struktur, Funktion oder Bildung des Blutfarbstoffs Hämoglobin)
- Asplenie (anatomisches oder funktionelles Fehlen der Milz)
- Malignome (bösartige Tumore)
- Antikörpermangel
- und HIV-Infektion
Infektionen mit Hib lassen sich allein anhand der auftretenden Symptome nicht von invasiven Erkrankungen durch andere Bakterienarten unterscheiden. Die häufigsten Symptome von invasiven Infektionen durch Hib, die 2022 in Deutschland gemeldet wurden, waren Fieber (60 %), Lungenentzündung (55 %) und Blutvergiftung (Sepsis, 29 %). In etwa 16 % der Fälle wurden außerdem Nackensteifigkeit, Erbrechen und eine veränderte Bewusstseinslage, aufgetriebene Fontanelle oder andere Hirndruckzeichen beschrieben (Angaben beziehen sich auf 793 der insgesamt 1.000 gemeldeten invasiven Hib-Infektionen).
Kehldeckelentzündung – ein medizinischer Notfall
Eine der invasiven Erkrankungen, die durch eine Hib-Infektion ausgelöst werden können, ist die Kehldeckelentzündung (Epiglottitis). Zu den typischen Symptomen zählen hohes Fieber, eine beschleunigte Atmung, Atemgeräusche beim Einatmen und übermäßiger Speichelfluss. Weil eine Infektion des Kehldeckels und der umliegenden Gewebe die Luftzufuhr behindern kann, handelt es sich bei der Epiglottitis um einen lebensbedrohlichen medizinischen Notfall. Um einen Verschluss der Luftröhre und einen Erstickungstod zu verhindern, können eine Intubation und seltener ein Luftröhrenschnitt erforderlich sein.
Hirnhautentzündung infolge einer Hib-Infektion
Die Anzeichen der durch eine Hib-Infektion hervorgerufenen Hirnhautentzündung (Meningitis) sind nicht unterscheidbar von Hirnhautentzündungen, die durch andere Bakterienarten ausgelöst werden. Zu den Symptomen einer Hirnhautentzündung zählen u. a. Fieber, Erbrechen, Kopfschmerz, Lichtscheu, Bewusstseinsstörungen und ein steifer Nacken. In schweren Fällen können Krämpfe und Koma hinzukommen. Die Symptome bei Kindern sind oft weniger charakteristisch.
Schwere Langzeitkomplikationen wie Lähmungen oder Epilepsie treten in etwa bei 10 – 15 % der Fälle auf. Bei 15 – 20 % der Erkrankten sind die Langzeitfolgen weniger schwer ausgeprägt und können jedoch u. a. Sprech- und Sprachprobleme und Schwierigkeiten beim Lernen umfassen. In den Industrieländern versterben etwa 5 % der Menschen, die infolge einer Hib-Infektion an Meningitis erkrankt sind; in den Entwicklungsländern möglicherweise sogar über 40 % der Erkrankten.
Wie wird die Diagnose einer Hib-Infektion getroffen?
Es ist nicht möglich, die Symptome einer Hib-Infektion von denen anderer invasiver Erkrankungen zu unterscheiden. Daher ist es empfohlen, bei Verdacht auf eine Hib-Erkrankung schnellstmöglich die entsprechende Diagnostik durchzuführen und die Therapie zu beginnen.
Nachweis des Erregers im Labor
Um Hib in Patientenproben nachzuweisen, müssen die Bakterien im Labor vermehrt, identifiziert und typisiert werden. Alternativ kann die Diagnose auch nach einer mikroskopischen Untersuchung von Hirnwasser (Liquor) oder über eine Polymerase-Kettenreaktion (PCR) erfolgen.
Behandlung von invasiven bakteriellen Infektionen
Generell wird eine Antibiotikatherapie eingeleitet, um invasive Hib-Infektionen zu behandeln. Allerdings kommen auch Resistenzen gegen bestimmte Antibiotika vor. Deshalb sollten bestimmte Antibiotika nur dann eingesetzt werden, wenn die Sensibilität nachgewiesen wurde.
Vorbeugung von Hib-Infektionen
Eine Möglichkeit, um invasiven Hib-Infektionen mit schwerem Verlauf vorzubeugen, ist eine Impfung gegen Hib. Weitere Informationen zur Impfung gegen Hib erhalten Sie hier.
Wie wird gegen Hib geimpft?
Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die Impfung gegen Haemophilus influenzae Typ b (Hib) für alle Säuglinge ab dem Alter von 2 Monaten. Hierfür werden insgesamt 3 Impfstoffdosen verabreicht:
- Die 1. Impfung findet im Alter von 2 Monaten statt. Die Früherkennungsuntersuchung U4 ist eine gute Gelegenheit hierfür.
- Die 2. Impfung bekommen Säuglinge im Alter von 4 Monaten.
- Im Abstand von mindestens 6 Monaten erfolgt die 3. Impfung im Alter von 11 Monaten. Es bietet sich an, den Termin für diese Impfung mit der Früherkennungsuntersuchung U6 zu verbinden.
- Frühgeborene Säuglinge (geboren vor der 37. Schwangerschaftswoche) bekommen insgesamt 4 Impfungen jeweils im Alter von 2, 3, 4 und 11 Monaten.
Die STIKO rät hierbei zur Verwendung eines Kombinationsimpfstoffs, der nicht nur gegen Hib, sondern auch gegen Diphtherie, Tetanus (Wundstarrkrampf), Keuchhusten (Pertussis), Hepatitis B und Kinderlähmung (Poliomyelitis; Kurzform: Polio) gerichtet ist. Im Alter von 1 – 4 Jahren besteht die Möglichkeit einer Nachholimpfung. Hierzu ist eine einmalige Impfung ausreichend. Die vollständige Impfempfehlung entnehmen Sie bitte der aktuellen STIKO-Empfehlung.
Ab einem Alter von ≥ 5 Jahren ist eine Hib-Impfung nur in Ausnahmefällen angezeigt, wie bei fehlender oder funktionsunfähiger Milz (Asplenie).
Was bezahlt die Krankenkasse?
Die Krankenkassen übernehmen in der Regel die Kosten für die Impfung.
Broschüre Impfen von A bis Z
Wie funktionieren Impfungen und sind sie nur für Kinder wichtig? Wann sollte sich wer gegen welche Infektionskrankheit impfen lassen? Antworten darauf finden Sie hier in unserer Broschüre rund ums Thema Impfungen.
*Die hier zur Verfügung gestellten aktuellen Meldungen verweisen auf unabhängige Informationsquellen und stellen nicht notwendigerweise die Meinung von MSD dar.
DE-NON-00790